Tag 3 - Metoděj Vlach und seine Jünger
Tag 3 - Metoděj Vlach und seine Jünger
Samstag, 16. Juni 2012
Mladá Boleslav hat eine fliegerische Tradition. Der Name Metoděj Rostislav Vlach sagt nur eingefleischten Luftfahrthistorikern etwas. Vor über 100 Jahren war der gute Mann Mitarbeiter bei der Firma Laurin & Klement, dem größten Automobilhersteller in Österreich-Ungarn. Sein Chef, der Konstrukteur Otto Hieronymus hatte sich einen französischen Bleriot-Aeroplan gekauft. Vlach war begeistert und begann sein eigenes Flugzeug zu entwickeln. Sein Arbeitgeber stellte ihm dafür leihweise einen Automobilmotor zur Verfügung. 1912 flog der Vlach-Eindecker zum ersten mal, das erste tschechische Flugzeug.
Der bekannte Scale-Modellflieger Vladimir Handlík bekam viele Jahre später einige Unterlagen dieses Flugzeuges in die Finger. Ein RC-Modell dieses Flugzeuges hätte jedoch keine großen Wettbewerbschancen gehabt. So verschwanden die Pläne für Jahrzehnte wieder in der Schublade. Bis 2001. Dann hatte die Idee einer fliegenden 1:1-Nachbildung gewonnen. Eine Stiftung wurde ins Leben gerufen, der Aeroclub unterstützte das Projekt nicht nur mit Hangar- und Werkstattfläche. Und Handlíks Arbeitgeber, die Nachfolgefirma von Laurin & Klement, stellte einen Automobilmotor leihweise zur Verfügung. 2002 wurde der neue Vlach-Eindecker der Öffentlichkeit vorgestellt.
Inzwischen verfügt die Stiftung über 9 Nachbauten historischer Flugzeuge. Neben dem Vlach-Eindecker gehört ein Grade-Eindecker von 1909, eine Sopwith Pup, eine Nieuport 12 und seit kurzem eine Pfalz E1 dazu. Jüngere Vorbilder haben eine Aeronca, eine Avia PB6, eine Piper L4 sowie ein Fieseler Storch. Allen gemeinsam ist, daß sie nach den Regeln für Ultraleichtflugzeuge zugelassen sind. Häufig kommen umgerüstete Automobilmotoren zum Einsatz.
Beim letecký den werden die historischen Flugzeuge in ein buntes Treiben von Automobil-Oldtimern und kleine Rahmenhandlungen (natürlich mit Krach und Bumm) eingebettet. Die stilgerechte Pilotenbekleidung ist dabei nur ein kleines Detail.
Der ultraleichte Flugzeugnachbau erfreut sich bei unseren tschechischen Nachbarn offensichtlich großer Beliebtheit. Hier zum Beispiel eine L-60.
Jedenfalls gab es viel zu fotografieren.
Zum stilechten Krach-Bumm gehören natürlich historische Uniformen. Und andere historische Bekleidung. Nur der Hintergrund stimmt noch nicht ganz. Und der Einkaufsbeutel. Aber bis zum Auftritt ist ja noch Zeit...
Inzwischen verwandeln sich Besucherinnen ...
... in darstellende Mitspielerinnen.
Ein Volksfest. Hier entstehen zum Beispiel unter sachkundiger Anleitung Schmeißgeier.
Apropos Eigenbau. Der weiter oben gezeigte Straton D 7 würde in Deutschland sogar in die 120kg-Klasse passen. Gleich mehrere Besucher waren mit diesen ULs und der darin eingebauten Trabant-Power angereist.
Auch eine Druine D.31 Turbulent sieht man bei uns eher ganz selten. Auch ein Eigenbauflugzeug.
Und während ich von Flugzeug zu Flugzeug geschlendert bin und so richtig Urlaub gemacht habe, hat meine Lieblingsbegleiterin gearbeitet. Sagt sie zumindest. In Wirklichkeit hat sie ja auch nur auf den Auslöser gedrückt.
Der Flugtag klang natürlich wieder angemessen aus, mit einer Hangarparty.
Die letzten beiden Bilder muß ich aber möglicherweise noch etwas näher erklären. Vladimir hatte beim Team der Ju-52 in La Ferté Alais nachgefragt, ob sie beim Flugtag mitmachen, ein paar Fallschirmspringer hinauswerfen und sich dabei von einer Mustang abschießen lassen würden. Die Antwort war: "Klar, wenn es gutes Essen, Bier und Mädels für alle gibt!" Nun ist das mit dem Bier bei den Tschechen traditionell ja überhaupt kein Problem. Das Essen war auch ausgezeichnet. Und selbst die dritte Forderung wurde erfüllt ...