Endspurt
Endspurt
Donnerstag, 14. August 2014
Am nächsten Morgen macht der Regen die versprochene Pause. Am Platz begrüßt uns der Flugplatzwuff.
Die Wettervorhersage sieht durchwachsen aus. GAFOR droht mit M und D. Aber das Regenradar zeigt viel weniger Grün als gestern. Die Wolkenuntergrenzen sind, was das Wort schon sagt, an der Grenze. Erst einmal gönnen wir uns aber noch eine Schleife um das malerische Rothenburg.
Die Busse müssen draußen bleiben. Deshalb scheppern am Morgen ungezählte Rollkofferrollen über das Kopfsteinpflaster.
Das Kurhotel Wildbad hat nicht mehr hineingepaßt in die Stadtummauerung. Das kommt davon, wenn man ein paar hundert Jahre zu spät den Bauantrag stellt. Aber es sieht schon interessant aus..
Die Bäckereien und Cafes öffnen, die Andenkengeschäfte schieben die Postkartenständer vor die Tür. Die Touristen schwärmen aus. Die Fotoapparate clicken.
Wir steigen langsam auf Reiseflughöhe. Ein Überlandflug. Also mindestens 2000 ft AGL. Wenn nicht die Wetterbedingungen anderes erzwingen.
Wir sind also dem Boden etwas näher, damit bieten sich heute die kleineren Fotoobjekte an. Zum Beispiel Traisdorf am Traisdorfer Bach. Der später dann irgendwann in die Altmühl mündet.
Wenn man nicht gar zu hoch fliegt, ist die Orientierung nicht ganz so einfach. Deshalb haben sich die Jungs und Mädels vom Flugplatz Dinkelsbühl was ganz besonderes einfallen lassen. Tausende Freiwillige haben ebensoviele textile Markierungselemente aufgestellt. Man erkennt den Flugplatz gleich viel besser. Nur wo ist da die Piste? Wer's mag. Das Happenning hieß Summer-Breeze.
Dieses Gewässer hört auf den schönen Namen Wörnitz. Das kommt aus dem Germanischen und bedeutet “die sich Krümmende”. Sieht man.
Aufmerksame Mitflieger werden es bemerken. Wallerstein hatten wir schon. Deshalb nennen wir diesen Ort auf dem Rückflug einfach Toronto. Hier wurde 1744 jedenfalls der Maler, Kolonist und Architekt Albrecht Ulrich Moll geboren. Der sich dann später William Berczy nannte, nach Amerika auswanderte und als Mitbegründer Torontos gilt.
Schloß Lierheim ist in Privatbesitz. Die Edlen von Lierheim sind zwar inzwischen ausgestorben. Später gehörte es sogar einmal der Familie Meyer. Und wir haben einige Meiers im Bekanntenkreis, vielleicht ... Das Gewässer am Bildrand heißt Eger. Auch da gibt es ja einige, die alle außer dem Namen nichts miteinander zu tun haben. OK, das Wasser.
Auch in Bayern versuchen manche Flüsse schöne Schleifen in die Landschaft zu legen. Hier ist es die schon erwähnte Wörnitz.
Riedlingen hat sich innerorts noch etwas Bauland reserviert.
Die Wörnitz macht sich bereit, in die Donau zu münden. Und genau dort finden wir Donauwörth. Navigation kann so einfach sein. Über die Stadt und ihre Geschichte hatte ich vor einiger Zeit schon mal geplaudert.
Dachrinnen scheinen im Mittelalter sehr teuer gewesen zu sein. Deshalb hat man sich bemüht, die Häuser möglichst dachrinnensparend nebeneinander zu bauen. Den Dachdeckern hat das gar nicht gefallen.
Die Wolkenuntergrenzen haben sich verbessert, die angekündigten Schauerwolkenlöcher sind auch immer größer geworden. Und wir sind schon an der Donau.
Donauwörth hat auch einen Flugplatz. Der auch im Gutscheinheft steht. Aber wir spüren die magnetische Anziehung des Heimatplatzes und landen diesmal nicht hier. Aber beim nächsten mal, versprochen!
Auch der Lech leistet seinen Beitrag zur Stromversorgung. Mehr als 30 dieser Kraftwerke aus unterschiedlichen Epochen verteilen sich auf seinen 264 km.
Manchmal ist Geschichte etwas wirr. Im Jahr 1776 wurde in dieser Gegend ein Sandstein-Tierkopf ausgegraben. Und deshalb hat angeblich der Bayrische Herzog Tassilo III im Jahre 750 das danach benannte Kloster Thierhaupten gegründet. Dieser logische Bruch ist jahrhundertelang keinem aufgefallen, und deshalb heißt die Ortschaft heute noch so.
Interessant schaut es schon aus, das Gemäuer. Jedenfalls ein vernünftiger Orientierungspunkt, um die Begrenzung der Kontrollzone zu finden.
Und auch hier, in Schwaben können wir unsere Begeisterung für phantasievolle Verkehrsbauwerke voll genießen. Nordöstlich von Dasing erblüht hier die 300 bevor sie sich der A8 hingibt.
Sogar Eurasburg gibt es wenigstens zweimal in Bayern. Das hier ist der kleinere der beiden Orte. Wie alle Stätten, die was auf ihre Geschichte halten, hat Eurasburg Hügelgräber und Burgreste. So richtig geboomt hat es hier wahrscheinlich während der Postkutschenzeit. Die Poststrecke München-Augsburg, so etwas wie der ICE des 18. Jahrhunderts machte hier Station. Sogar Mozart hat hier nachweislich Pause gemacht.
Eine kleine, fast künstlerische Landschaftsstudie. Täuscht das, oder schleicht sich da schon ein wenig Sommerende ein?
Das Reiseende jedenfalls ist langsam in Sicht. Der Ammersee, der finale Orientierungspunkt. Wir verabschieden uns von FIS und drehen die Platzfrequenz ein. Zwei Maschinen befleißigen sich des Platzrundenübens. Wir melden uns heute schon nördlich des Platzes und sinken auf 2500 ft.
Delta-Mike-Bravo-Golf-Delta dreht in den Queranflug auf die 25.
Endlich wieder eine schmale, kurze Piste.
Jede Reise hat einmal ein Ende. Für uns war es ein wunderschöner Ausflug, dahin, wohin uns Wind und Wetter gelassen haben. Die Schönheit des Fliegens in Reinkultur. Tausende kleine Geschichten erlebt und einiges über Land und Leute gelernt. Eigentlich ist man viel zu häufig auf ein Ziel konzentriert, die wahre Leichtigkeit des Seins entfaltet sich wahrscheinlich dann, wenn man sich aus ganzem Herzen treiben lassen kann. Heute hier, morgen dort.