Nach Thüringen
Nach Thüringen
Samstag, 9. August 2014
Und am Nachmittag ist die Front tatsächlich durch. Wir lösen unseren Skyranger aus, tanken noch 19 Liter Super nach. Und melden uns abflugbereit. Praktisch ist, daß ein UL vor uns Platzrunden üben möchte, da finden wir den Weg in diesem Gewirr von Rollwegen viel einfacher.
Ich hatte viel mit dem möglichen Zielflugplatz telefoniert, ein Grasplatz in den Bergen. Aber der dort Angerufene hatte mir wenig Hoffnung gemacht. Es hat die ganze Zeit geschüttet, die Piste ist sehr soft. Und die Segelflieger würden heute auch am Boden bleiben. Hört sich ein wenig so an, als würden die Schwalben zu Fuß gehen. Aber es gibt ja immer Alternativen. Erst einmal starten wir. Und achten auf den Sprungbetrieb.
Wegen der Fallschirmspringer werden wir in die Nordplatzrunde gebeten, obwohl wir über Sierra abfliegen wollen. Oben sieht man die alte, ausgekreuzte Piste.
Kassel lassen wir rechts liegen. Klar wär es schön, die Kunstwerke (oder was die Leute so dafür halten) aus der Luft zu bewundern. Aber das heben wir uns für die documenta 14 auf, die erst 2017 sein wird...
Die Fulda legt eine Schleife um das Gut Kragenhof.
Die erste Teilstrecke führt fast auf dem gleichen Weg wie gestern zurück, so daß wir manch Häuschen heute von der anderen Seite sehen. Zum Beispiel diese beiden hier. Ein wenig höher als gestern scheinen sie zu sein. Es geht vorwärts mit den Neualpen.
Aber dann wenden wir uns gen Osten, Thüringer Bratwürste, wir kommen!
Manch einer baut sein Häuschen in die Gegend, einfach wie es ihm gefällt.
Aber eine gescheite Hecke, die muß sein.
Die A4 schwingt sich auf Stelzen über die Werra. Wir haben es da besser, wir haben Flüüüügel.
Früher war ein Autobahnkleeblatt eine recht einfache Sache. Heutzutage gehören da noch wenigsten 2 Kreisverkehre zusätzlich dazu. Das Auge fährt halt mit.
Dann kommt Eisenach in Sicht. Die deutscheste aller Burgen wollte sich nicht von uns fotografieren lassen. Hat immer gezappelt oder sich verunschärft. Dann eben nicht. Fotografieren wir eben ein Stadtpanorama.
Über Eisenach brauchen wir an dieser Stelle nun wirklich nichts zu schreiben. Der wartende Berg, der eine Burg tragen sollte, Sängerkriege und Vogelweiden. Jörgjunker und Tintenfässer. Bach und Barockmusik. Rote Propeller und Sechszylinderlimousinen. Belassen wir es bei einem Blick aus luftiger Höhe.
Der Kindel. Mittelschweren Herzens entscheiden wir uns gegen eine Spontanlandung. FIS hatte uns vor Fallschirmspringern gewarnt. Und die Anziehungskraft der Bratwürste ...
Wutha-Farnroda wird wahrscheinlich viel seltener besucht oder fotografiert als die Wartburgstadt nebenan. Das versuchen wir ein wenig auszugleichen. Hinten geht es nach Ruhla, bekannt für die Uhren, die nach wie vor gehen.
Der Inselsberg darf natürlich nicht fehlen. Der hat beim Fotografieren stillgehalten.
Waltershausen, eines der Tore zum Thüringer Wald. Auch hier ist der altertümliche Name recht unpraktisch. “Ulricus,villicius de Waltherißhusin” paßt auf keine Postkarte.
Auch über die “Drei Gleichen” ist ja hier schon fast alles gesagt. Aber nachdem die ja letztens bei einem Megaevent so eindrucksvoll abgefackelt wurden, werden unsere Fotos von “vorher” vielleicht später einmal wertvoll.
Die Mühlburg. Hat so ziemlich jedem Mächtigen in der Gegend mal gehört. Zwischenzeitlich lieferten sich der Besitzer mit dem Burghauptmann blutige Gefechte. In unserer Kindheit ein nettes Ausflugsziel. Aus der Luft natürlich viel bequemer.
Burg Gleichen. In den 80ern hatten wir in den Kellergewölben mal eine Fete gefeiert, Nur das Heranschaffen der Getränke und das folgende Aufräumen war recht beschwerlich. Strom gab es keinen, Wasser auch nicht. Eine Burg wie im Mittelalter halt. Was die ganzen reichen Fürstgrafbaronkönige damals nur geritten hat, ihre Freizeit auf einer Burg zu verbringen? So erklärt es sich, warum die allweil auf Kreuzzug gezogen sind.
Die Wachsenburg. Vor der Wende war dort ein Nobelhotel der Kategorie, bei dem mein Geld nicht funktioniert hat. Aber der Burghof mit den alten Kanonen war zu besichtigen.
Holzhausen hat eigentlich die besten Chancen richtig berühmt zu werden. Otto Knöpfer einer der bekanntesten Maler Thüringens lebte hier. Und vor allem liegt hier irgendwo die Wurzel der Thüringer Rostbratwurst. Hier wurde die Urkunde aus dem Jahre 1404 gefunden, in der das Thüringer Wappentier erstmalig erwähnt wurde.
Arnstadt ist sogar noch mal 700 Jahre älter als die Bratwursturkunde. Was die Leute vor der Erfindung dieser Delikatesse nur in die Semmel unter den Senf geklemmt haben?
Damit es thematisch zusammenpaßt, hat man hinter dem Schloßpark angefangen, das Schloß Neldeck zu bauen. Aber nur ein Turm ist zu sehen, der Rest des Prunkbaus besteht nur aus Grundmauern. Wahrscheinlich ist es nicht fertig geworden damals. Schräg dahinter im Neuen Palais, das Schlossmuseum mit der barocken Puppenstadt „Mon plaisir“.
Wüllersleben hat in der letzten Zeit weltgeschichtlich nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Ganz anders im 13. Jahrhundert. Da war ein Gunther von Wüllersleben ein überaus wichtiger Mann. Schreiben zumindest alte Urkunden und die Wikipedia.
Wir beobachten noch Bauer Horst mit seinem Traktor bei der Erzeugung der höchst rätselhaften Thüringer Kornkreise.
Und landen in Arnstadt-Alkersleben. Unser Reisegefährt bekommt ein trockenes Plätzchen im Hangar. Wieder bei den Großen.
Das Hotel “Mama” bot wieder den perfekten Rundumservice. Einschließlich Vollpension und Kulturprogramm. Bei einem kleinen Stadtbummel in der Landeshauptstadt begegnete uns der berühmteste Fernsehstar der Stadt. Ohne Rauhfasertapete. Aber warum doppelt?