Tierisches Vergnügen
Tierisches Vergnügen
Sonntag, 26. Juli 2015
Darf ich mich vorstellen? Ich bin ein kleiner Muskelkater und lese hier schon eine ganze Weile mit. Ich gehöre zur Familie der Perlsacktiere. Die Menschen meinen, ich wäre albern. Oder meine Besitzerin wäre albern. Aber was solls. Am letzten Sonntag wars, eigentlich wollten meine Freunde und ich nur ein wenig abhängen.
Womisa, die eierlegende Wollmichsau hat immer die verrücktesten Ideen. Und es kam, wie es manchmal in einem unbeobachteten Moment so kommt. Der Elefranz ist ja ohnehin fast immer auf dem Flugplatz. Und er weiß auch, wo der Schlüssel ist. Und wo es Benzin zu tanken gibt.
Vierundzwanzig Pfoten können ganz schön etwas bewegen. Und wenn wir die Rotaxpferdefüße noch dazurechnen gibt es nichts, was uns aufhalten könnte. Keiner sieht uns, keiner hört uns. Und schon sind wir in der Luft. Da vorne liegt Fürsty.
Jürgen, die Sackratte wollte ja eigentlich Lockführer werden. Aber wenn man einmal an Schienen gefesselt ist, ist es mit dem Ausreißen Essig. Aber eine Schaffnermütze wünscht er sich immer noch zum Geburtstag. In dem Gewerbegebiet ist auch eine große Kartbahn. Natürlich fängt Wolpi zu quengeln an. Aber ich habe den Steuerknüppel und sitze links. Nix da!
Dachau. Hier soll heute Flugplatzfest sein.
Womisa will eher weiter. Leute erschrecken. Da bietet sich diese Stadt doch an.
Das EDVaultier ist auch mit von der Partie. Es will sich einfach irgendwo in die Sonne legen und schlafen.
Elefranz hatte sich eher ein Wasserabenteuer vorgestellt. Da würde sich doch der Karlsfelder See anbieten? Wir stimmen ab.
Wir brauchen mehrere Wahlgänge. Bevor der Streit eskaliert, berufe ich mich auf die Autorität des Linkssitzenden. Wir landen!
Womisa und Jürgen organisieren Verpflegung.
Ich schau mich ein wenig um. Da schwirrt einiges durch die Luft. Für ein Perlsacktier eindeutig zu groß.
Die Tigerente ist ein alter Bekannter. Gehört schon fast zu unserer Familie.
Auf der Suche nach Schatten verirren wir uns in einen Hangar. Hier verwandeln fleißige Kinderhände Balsaholzstückchen in kleine Fluggeräte. Wolpi hat ja eigene Flügel und könnte fachtierischen Rat geben. Und ich dachte immer, Fliegerkram wäre Jungenssache. Denkste. Der Basteltisch ist fest in Mädelshand.
Wir finden ein schattiges, kühles, koffeinhaltiges Plätzchen.Und das lassen wir uns auch nicht von irgendwelchen Hundeviechtern streitig machen. Immerhin sind wir zu sechst. Und ich bin ein Muskelkater!
Im Volksfesttrubel nimmt niemand Notiz von uns. Wir stibitzen hier einen Kuchenkrümel, dort einen Wurstzipfel. Die Leute schauen nur nach den Flugdingern am Himmel.
Manch eines sieht aus wie ein Riesengrashüpfer. Und huscht auch eine ganze Weile durchs Gras, bevor es fliegt. Wenn ich Flügel hätte, könnte ich das besser.
Ein anderes hat sooooo lange Flügel, daß es sich nur mit einer Hilfsschnur in die Luft traut. Vielleicht war es ihm aber auch peinlich, denn nach ein paar Metern hat es dann die Schnur losgelassen und ist ganz manierlich geflogen.
Und dieses hier hat sogar noch seine Nachtmütze auf. Mir wär das peinlich.
Immerhin hat es die dann später verschwinden lassen. Aber einen Propeller hat es noch nicht. Vielleicht wächst der ja noch...
Nicht jeder aus unserer Reisegruppe ist wirklich luftinteressiert. Und dem einen oder anderen wird es langweilig. Und wenn es Perlsacktieren langweilig wird, beginnen sie, Unsinn zu treiben. Und bevor das jetzt ausartet, und noch weißgottwasseltsames herauskommt, spreche ich ein Machtwort. Bevor jemand etwas von unserer Abwesenheit bemerkt, schummeln wir uns wieder zurück.
Prompt fängt der Elefranz wieder zu jammern an. Badegewässer wäre viel schöner gewesen. Hier hätten wir sogar für jeden eine eigene Badewanne gehabt.
Minigolf oder Maxigolf? Das EDVaultier winkt lustlos ab, zu anstrengend. Und so alt wären wir ja noch nicht.
Meine Drohung, sie, wenn sie nicht sofort mit dem Gejammer aufhören ins Kloster Fürstenfeld zu schicken, wird von Wolpi mit Heidengelächter beantwortet.
Selbst der Ammersee kräuselt sich vor Lachen.
Auf der Amper schaukelt ein kleines Boot. Jürgen, die Sackratte spinnt Seemannsgarn über seine angeblichen maritimen Vorfahren. Wir kennen die Geschichten schon alle.
Wir landen unauffällig. Und beseitigen hektisch unsere Spuren im Cockpit.
Elefranz versteckt den Schlüssel. Womisa schaut unschuldig drein. Wir sind unbemerkt geblieben. Und Ihr verratet doch nichts, oder? B-A und gero brauchen ja nicht alles zu wissen.
Der kleine Muskelkater